Golden Hour & Blue Hour fotografieren

Du kennst diese Fotos mit warmem, weichem Licht oder diesem ruhigen, tiefblauen Himmel über einer Stadt? Genau dafür sind Golden Hour und Blue Hour die besten Zeiten. Wenn Du weißt, wann sie stattfinden, wie Du korrekt belichtest und welche Motive besonders gut funktionieren, wirst Du viel gezielter fotografieren – und weniger dem Zufall vertrauen.

Golden Hour & Blue Hour fotografieren: Uhrzeit, Einstellungen & die besten Motive

Was ist die Golden Hour?

Die Golden Hour ist die Zeit, in der die Sonne sehr tief steht. Das Licht wird dadurch:

  • warm (goldene Töne),

  • weich (weniger harte Kontraste),

  • gerichtet (lange Schatten, mehr Tiefe).

Genau deshalb wirkt in der Golden Hour selbst ein „einfacher“ Ort plötzlich fotogen.

Was ist die Blue Hour?

Die Blue Hour ist die Phase der Dämmerung, wenn die Sonne bereits unter dem Horizont ist und der Himmel ein sattes Blau bekommt. Das Licht ist:

  • kühl und ruhig,

  • ideal für Cityscapes, Architektur, Reflexionen,

  • perfekt für Langzeitbelichtung (Light Trails, glattes Wasser, leuchtende Fenster).

Wann ist die Golden Hour? (Uhrzeit + Faustregel)

Die klassische Faustregel lautet: erste Stunde nach Sonnenaufgang und letzte Stunde vor Sonnenuntergang. In der Praxis kann das je nach Jahreszeit und Wetter etwas variieren.

Golden Hour Uhrzeit – grob:

  • morgens: ab Sonnenaufgang bis ca. +45–60 Minuten

  • abends: ca. -60 Minuten vor Sonnenuntergang bis Sonnenuntergang

Planungs-Tipp: Wenn Du es exakt willst, nutze eine App wie PhotoPills, Sun Surveyor oder TPE. Damit siehst Du nicht nur die Zeiten, sondern auch die Richtung der Sonne – und genau das entscheidet oft, ob Dein Spot funktioniert.

Wann ist die Blue Hour? (Dauer + bester Zeitpunkt)

Die Blue Hour ist meist kürzer als die Golden Hour.

Blue Hour Uhrzeit – grob:

  • abends: startet kurz nach Sonnenuntergang und dauert oft 20–40 Minuten

  • morgens: beginnt ca. 20–40 Minuten vor Sonnenaufgang

Merksatz: Blue Hour ist am schönsten, wenn die Lichter schon an sind, der Himmel aber noch nicht schwarz ist.

Golden Hour richtig belichten (inkl. ISO, Blende, Verschlusszeit)

1) Belichte auf die Highlights (nicht auf „zu hell“)

In der Golden Hour fotografierst Du häufig Richtung Sonne oder mit hellen Kantenlichtern. Wenn Du dann zu hell belichtest, sind Highlights schnell weg.

  • Checke kurz das Histogramm: rechts sollte nichts „kleben“.

  • In Zeitautomatik (A/Av) hilft oft -0,3 bis -1,0 EV, wenn viel Himmel oder Sonne im Bild ist.

2) Gegenlicht nutzen – ohne dunkle Gesichter

Gegenlicht ist der Golden-Hour-Zauber (Rim Light in den Haaren!). Damit das Gesicht nicht absäuft:

  • Sonne seitlich oder hinter Dein Motiv.

  • Aufhellen mit Reflektor oder einer hellen Fläche (Wand, Boden).

  • Wenn Du RAW fotografierst: lieber minimal unterbelichten und später sauber hochziehen.

3) Start-Einstellungen Golden Hour (schnell & praxisnah)

Portrait (Golden Hour):

  • Blende: f/1.8–f/2.8

  • Verschlusszeit: 1/250–1/1000

  • ISO: 100–400

  • Fokus: Eye-AF / Einzelfeld aufs Auge

Landschaft (Golden Hour):

  • Blende: f/8–f/11

  • ISO: 100

  • Verschlusszeit: nach Bedarf (Stativ optional)

Blue Hour richtig belichten (Langzeitbelichtung ohne Frust)

1) Stativ = weniger Rauschen, mehr Qualität

In der Blue Hour wird es schnell dunkel. Wenn Du ohne Stativ fotografierst, musst Du ISO hochziehen – und das kostet Qualität.

  • ISO niedrig (100–400)

  • Verschlusszeit länger (1–10 Sekunden oder mehr)

  • 2-Sekunden-Timer oder Fernauslöser nutzen (gegen Verwackeln)

2) Fokus in der Dämmerung: einmal setzen, dann halten

In der Blue Hour pumpt AF manchmal.

  • Fokus auf eine Kontrastkante (z. B. Gebäudekante, Laterne).

  • Danach Fokus fixieren (AF-S/One Shot) oder manuell lassen.

3) Start-Einstellungen Blue Hour (City, Architektur, Light Trails)

Cityscape/Architektur:

  • Blende: f/8

  • ISO: 100

  • Verschlusszeit: 1–10 s

Light Trails (Autos/Tram):

  • Blende: f/8–f/11

  • ISO: 100

  • Verschlusszeit: 5–20 s

Weißabgleich: So sieht Golden wirklich golden aus (und Blue wirklich blau)

Du kannst den Look schon beim Fotografieren steuern – oder später in RAW feinjustieren.

  • Golden Hour: eher warm (ca. 5500–7500K)

  • Blue Hour: eher kühl (ca. 3200–4500K)

Wichtig: In RAW ist das entspannt korrigierbar. Bei JPEG lohnt es sich, bewusster zu wählen.

Die besten Motive für Golden Hour (die fast immer funktionieren)

  1. Portraits im Gegenlicht (Haare leuchten, weicher Look)

  2. Silhouetten vor dem Sonnenuntergang

  3. Landschaften mit langen Schatten (Tiefe & Struktur)

  4. Street-Szenen mit warmen Lichtkanten

  5. Natur-Details im Backlight (Gräser, Blätter, Partikel im Licht)

  6. Fenster/Glas/Metall für goldene Reflexe

  7. Story-Momente (Spaziergang, Café, Markt, Bewegung)

Die besten Motive für Blue Hour (cinematisch & clean)

  1. Cityscapes mit leuchtenden Fenstern

  2. Brücken & Skyline (Himmel blau, Lichter an)

  3. Reflexionen (Pfützen, Fluss, See)

  4. Neon & Schaufenster (kühl-warm Kontraste)

  5. Langzeitbelichtung am Wasser (glattes Wasser, ruhiger Look)

  6. Light Trails (Autos, Fahrrad, ÖPNV)

  7. Architektur & Linien (minimalistisch, ruhig, stark)

Häufige Fehler (und wie Du sie sofort vermeidest)

  • Zu spät losgegangen: Sei 20 Minuten früher da (besonders Blue Hour).

  • Highlights ausgebrannt: Belichtung etwas runter, Histogramm checken.

  • ISO zu hoch: Lieber Stativ + längere Zeit statt ISO eskalieren.

  • Unscharf durch Fokus: Fokus auf Kontrastkante, dann fixieren.

  • Zu viel Bearbeitung: Gold nicht orange „überkochen“, Blau nicht grau ziehen.

Checkliste: Golden Hour & Blue Hour Shooting (kurz & praktisch)

  • Spot kurz scouten (oder früher da sein)

  • RAW aktivieren

  • Akku voll, Speicher frei

  • Golden Hour: Gegenlicht planen + ggf. Reflektor

  • Blue Hour: Stativ + Timer/Fernauslöser

  • 3 Varianten aufnehmen: weit / mittel / detail

  • Einmal kurz prüfen: Highlights + Schärfe + Komposition

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RAW vs. JPEG: Wann lohnt sich RAW wirklich – und wie viel „mehr“ steckt drin?

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